3-D Druck, was ist das eigentlich?
Frage: Matthias, nicht Viele können mit dem Begriff 3-D Druck etwas anfangen. Wärst du so nett, die Idee hinter dieser Technik einmal zu erklären.
Matthias Vliegen: Ein 3-D Drucker funktioniert ähnlich wie ein „normaler“ 2-D Laserdrucker, bei dem mit Laser eine dünne Schicht auf das Papier aufgetragen wird. Beim 3-D Drucker werden aus verschiedenen Werkstoffen Schichten übereinander aufgetragen, bis ein richtiger Gegenstand fertig ist. Diese Gegenstände können dann wie herkömmlich hergestellte Produkte benutzt werden.
Welche Gegenstände lassen sich besonders gut mit dem 3-D Drucker herstellen?
Am besten eignen sich Gegenstände, die sich mit Werkstoffen wir Kunststoffen, Kunstharzen oder Keramik herstellen lassen und die eine klare geometrische Form haben. Der 3-D Druck wird z.B. in der Industrie für Prototypen oder Mustern verwendet, bevor die Produkte industriell gefertigt werden.
Welchen Gegenstand habt ihr euch im Kurs vorgenommen?
Das Ziel des Kurses ist es, mit den Formen der Natur zu arbeiten, diese als Vorbild für die Lösung von alltäglichen Problemen zu nutzen. Konkret war die Aufgabe, einen Handtuchhalter zu entwerfen, der stabil, schnell zu drucken, kostengünstig und materialsparend sein sollte. Und gut aussehen sollte er auch noch. Vorbild aus der Natur war übrigens die Struktur eines Knochens, da diese mit wenig Material sehr stabil sind. So ist der Querschnitt der Streben z.B. rund und nicht eckig, da die eckige Variante mehr Material bräuchte und trotzdem weniger stabil wäre.
Das klingt gar nicht einfach. Wie bist du an die Aufgabe herangegangen?
Die erste Herausforderung bestand darin, dass man den Handtuchhalter nicht in einem Stück drucken konnte, da die Grundfläche des in der Schule vorhandenen Druckers kleiner ist als die Länge eines Handtuchs. Deshalb habe ich mich für ein Stecksystem entschieden, das aus verschiedenen Druckerzeugnissen zusammengesteckt werden kann. Dabei musste ich bei den Teilen ziemlich tüfteln: Insgesamt brauchte ich fünf gedruckte Prototypen, bis ich die richtigen Proportionen herausgefunden hatte: Die Abstände müssen perfekt passen: Sind sie zu eng, passen die Teile nicht zusammen, sind sie zu lose, fällt alles auseinander.
Wie lange dauert es eigentlich, bis man endlich auf „drucken“ drücken kann?
Den fünf Drucktypen gingen 10 Computermodelle voraus, in denen ich alles berechnet habe. Dafür gibt es bei uns in der Schule die entsprechenden Programme. Wichtig ist, dass man bei der Erstellung der Teile immer den Überblick behält – ich habe z.B. schließlich ein Seitenteil und eine Hälfte der Unterlage zusammen gedruckt, um Zeit und Druckermaterial zu sparen. Auch beim endgültigen Aufbau muss man sehr genau sein, damit alles passt. Notfalls helfen auch ein paar Tropfen Sekundenkleber.
3-D Druck gibt es am LLG als Projektkurs. Wem würdest du eine solche Wahl empfehlen?
Der Kurs ist für alle interessant, die an moderner Technik interessiert sind und Herausforderungen des Alltags mit Technik bewältigen wollen. Man sollte gerne am Computer arbeiten, räumliches Denken ist auch von Vorteil. Mir hat der Kurs immer Spaß gemacht, v.a. weil man viel ausprobieren konnte und wirklich am Schluss einen eigenen Gegenstand erfunden hat.
Vielen Dank für dieses interessante Interview! Wer sich einen eigenen Eindruck der Handtuchspender machen möchte: Sie sind Teil des Hygienekonzepts des LLG und im B-Gebäude angebracht.