Opladen und die Bahn: Ein jahrgangsübergreifendes Projekt

In einem jahrgangsübergreifenden Projekt befassten sich 12 Schülerinnen und Schüler in diesem Jahr mit der Frage, welchen Einfluss die Bahn auf das Leben in der Stadt Opladen hatte und hat. Zunächst wurden zu klärende Fragen aufgestellt: Seit wann gibt es die Bahn im Opladen? Wie sahen die Waggons früher aus? Wann wurde das Ausbesserungswerk gegründet? Welche Berufsfelder gab es? Wie wohnten die Arbeiter und ihre Familien? Und: Was entsteht eigentlich mit der „neuen Bahnstadt“?

Erste Antworten lieferte eine Führung durch die (alte) Bahnstadt. Drei verschiedene Eisenbahnbetreiber bauten in der Mitte des 19. Jahrhunderts drei verschiedene Linien  – was die merkwürdige Anordnung der Gleise erklärt. Das Ausbesserungswerk wurde 1903 in Betrieb genommen. Wir konnten sehen, welche Ausmaße das Werksgelände hatte und wie groß die Ausbesserungshalle war. Eine eindrucksvolle, teilweise unter denkmalschutzstehende Wohnstraße ist die Werkstättenstraße, in der auch das „Ledigenheim“ zu finden ist, eine Einrichtung für unverheiratete Arbeiter. Wir erfuhren, dass der Wasserturm nicht nur der Wasserversorgung, sondern auch als Badeanstalt diente, in der sich die Werkangehörigen waschen konnten. Bis auf eine Ausnahme hatten nur Werksangehörige Zugang zum Gelände. Diese Ausnahme bildete die Versorgung der Arbeiter über die sogenannte „Henkelmännchen-Brücke“, über die Kinder oder Frauen das warme Essen brachten.

Mit vielen Eindrücken,  aber auch mit neuen Fragen besuchten wir am Freitag das Archiv der Stadt in Opladen. Hier konnten wir auf alten Fotos sehen, wie die Bahnen früher ausgestattet waren. Von der einfachen „Holzbahn“ reichte das Angebot über die zweite Klasse, immerhin schon gepolstert, mit Badezimmer und Schlafmöglichkeit, zur luxuriösen ersten Klasse, die keine Wünsche mehr offen ließ.

Und wir konnten Einblick nehmen in den Grundriss Ledigenheims. Ab 1906 lebten hier 73 Männer in ein- bis vier-Bett-Zimmern, hatten einen Wasch- und einen Toilettenraum auf dem Flur, eine Küche, in der für sie (natürlich von Frauen) gekocht wurde und einen Speisesaal. Da die Arbeitszeit 12 – 16 Stunden pro Tag, und zwar an sechs Tagen in der Woche, betrug, musste man sich auch keine Gedanken darüber machen, wie die Freizeit im Heim sinnvoll verbracht werden konnte; es blieb kaum Zeit übrig. Trotzdem muss man begrüßen, dass die mittlerweile „Königliche Bahngesellschaft“ Wohngelegenheiten für ihre Schlosser, Lackierer, Polsterer usw. schuf.

Neben dem Heim für die unverheirateten Arbeiter entstanden ab der Jahrhundertwende auch viele Werkswohnungen. Das war notwendig, da die Einwohnzahlen aufgrund der neuen Arbeitsmöglichkeiten durch die Bahn immer wieder sprunghaft anstiegen. So prägen nicht nur die Werkswohnungen der Bahn (und der Bayer AG) das heutige Stadtbild, sondern auch die Wohnungen, die ab 1908 genossenschaftlich durch die GBO errichtet wurden.

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