Die Courage-AG besucht den Kalker Kindermittagstisch
Wir, die AG "Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage", haben im Dezember den Kindermittagstisch in Köln Kalk besucht. Dort können Kinder jeden Alters mittags eine warme Mahlzeit verzehren, ohne dafür bezahlen zu müssen. Diese Mahlzeit wird von den ehrenamtlichen Mitarbeitern vor Ort jeden Tag frisch zubereitet. Außerdem gibt es einen Spielbereich und eine Ecke mit gespendeter Kleidung. Um genaueres über den Kalker Kindermittagstisch zu erfahren, haben wir Elisabeth Klotz, die Gründerin der Einrichtung, im Folgenden interviewt.
Courage-Team: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, den Kindermittagstisch zu errichten?
Elisabeth Klotz: Ich habe selber zwei Söhne, welche früher öfters Freunde mit nach Hause brachten. Diese aßen dann häufig mit uns zu Abend. Ein Junge kristallisierte sich jedoch heraus, da er immer noch pünktlich um 18 Uhr kam, obwohl er gar nicht mehr mit meinem Sohn befreundet war. Ich ging zu seinem Vater. Dieser erzählte mir, dass am Ende des Monats das Geld nicht mehr für warmes Essen reiche. Da ich schon zehn Jahre arbeitslos war, dachte ich mir, ich könnte in meiner Freizeit für diese Kinder etwas kochen.
Courage-Team: Wie viele Kinder kommen in ihre Einrichtung?
Elisabeth Klotz: Am Anfang waren es nur sechs Kinder, doch mittlerweile sind es 114. Klar, manchmal ist der ein oder andere krank, doch eigentlich kommen alle jeden Tag. Ich mache das jetzt 19 Jahre lang.
Courage-Team: Begleitet die Familie die Kinder?
Elisabeth Klotz: Wenn die Kinder noch sehr klein sind, begleiten die Mütter die Kinder häufig. Jedoch bekommen diese kein Essen, da das ausschließlich für Kinder ist.
Courage-Team: Woher kommen die Kinder?
Elisabeth Klotz: Aus der Umgebung, also aus Köln Kalk, Porz, Vingst, Ostheim und aus Deutz. Jeder ist willkommen, wir fragen nicht nach dem Hartz IV-Ausweis der Familie. Es leiden zwar viele unter finanzieller Armut, jedoch auch ein Großteil unter Gefühlsarmut. Sie haben keinen, der sie mal in den Arm nimmt. Deshalb habe ich zu manchen eine sehr enge Bindung, es kommt aber auf das Kind an.
Courage-Team: Wieso kommen die Kinder?
Elisabeth Klotz: Natürlich weil es bei ihnen zuhause kein warmes Essen gibt. Ein weiterer großer Grund ist, dass sie sich hier wie in einer großen Familie fühlen. Sie möchten lieber mit ihren Freunden essen, anstatt alleine.
Courage-Team: Wie werden die Kinder auf den Mittagstisch aufmerksam?
Elisabeth Klotz: Wir gehen nicht in die Schulen und machen Werbung, da wir froh sind wenn Kinder warme Mahlzeiten bekommen. Das läuft alles über Erzählungen und Mund-zu-Mund-Propaganda der bereits kommenden Kinder. Deswegen kam am ersten Tag auch keiner, weil niemand davon wusste. Darum habe ich ein großes Froschplakat draußen aufgehängt auf welchem "kostenlose Pizza" stand.
Courage-Team: Wie läuft die Finanzierung ab?
Elisabeth Klotz: Offiziell gibt es keine Kinderarmut, deshalb bekommen wir kein staatliches Geld. Deshalb finanzieren wir alles nur über Spenden. Zum Teil sind das geringe Spenden von Privatpersonen, zum Teil aber auch größere Beträge von Unternehmen. Es kann auch direkt Essen oder Kleidung gespendet werden. Es gibt schwierige und weniger schwierige Zeiten, jedoch ist das Geld meistens sehr knapp. Wir kaufen davon Essen, bezahlen die Miete und kaufen wenn nötig Kleidung, wenn in der richtigen Größe keine Kleiderspende dabei ist.
Courage-Team: Wie kann man Leute davon überzeugen, zu spenden?
Elisabeth Klotz: Ich kann da keinen von überzeugen. Entweder du kommst hier hin und schaust dir die Einrichtung an, liest darüber oder siehst etwas dazu im Internet- dann denkst du "das ist eine gute Sache, die ich unterstützen will". Ich glaube einfach, das ist der bessere Weg. Du kannst Spenden von keinem verlangen.
Courage-Team: Also hatten Sie am Anfang fast keine Spenden?
Elisabeth Klotz: Am Anfang habe ich das von meinem Hartz IV-Geld bezahlt. Da kamen auch noch nicht so viele Kinder. Da habe ich mit dem Fahrrad Supermärkte und Bäcker abgefahren und nach Essenspenden gefragt.
Courage-Team: Woher kommt das Essen?
Elisabeth Klotz: Food-Sharing und die Tafel unterstützen uns nicht. Bei einigen Supermärkten können wir die Waren kostenlos abholen und alles was dann zu wenig ist, kaufen wir noch dazu.
Courage-Team: Der Kalker Kinder Mittagstisch ist inzwischen ja nicht nur ein Anlaufpunkt, sondern es gibt ja auch andere Angebote. Welche sind das?
Elisabeth Klotz: Wir bieten Hausaufgabenhilfe an, wir machen Ausflüge und bieten dazu auch noch ein Ferienprogramm an. Zum Beispiel gehen wir nächste Woche mit 42 Kindern ins Phantasialand. Es gibt auch einen Raum nur für Mädchen, wo diese sich aussprechen können.
Courage-Team: Gibt es auch Probleme mit diesem Projekt oder Kritiker?
Elisabeth Klotz: Natürlich gibt es hier auch Kritiker. Immer wenn man etwas Gutes tut und erfolgreich ist, also etwas aus seinem Leben macht, gibt es auch andere, die einen beneiden. Die Hauptkritik liegt darin, dass Leute fragen, wieso ich den Kindern Essen gebe. Da wäre dann für die Eltern ja gar nichts mehr zu tun. Aber würde ich ihnen kein Essen geben, würden die Eltern wahrscheinlich auch nichts tun. Anstatt es zu kritisieren, würde ich mir wünschen, dass andere sich ein Beispiel nehmen und an anderen Orten Ähnliches machen und helfen.
Courage-Team: Vielen Dank für das Gespräch.
Hat der Kalker Mittagstisch ihr Interesse geweckt? Dann spenden Sie, denn um jede Hilfe ist der Kalker Kindermittagstisch Ihnen dankbar! Weitere Informationen unter: https://www.kalkerkindermittagstisch.de/Wir-.ue.ber-uns.htm
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Bericht und Interview von Carlotta Blümel und Sophie Barthels