Spiel mit Bedeutung
Bei dem Versuch, nichts weniger als den Sinn des Lebens zu retten, stürzt sich eine Gruppe Jugendlicher selbst in den Abgrund der Sinnlosigkeit. Und dabei lässt uns der Theaterkurs der 7 unter der Leitung von Frau Wittschier zusehen. Das ist starker Tobak und hat gar nichts zu tun mit den üblichen Schul-Plots um Mobbing, ungerechte Lehrer, Leistungsdruck und dem süßen Jungen aus der 7d.
Das Stück nach dem gleichnamigen Roman der dänischen Autorin dreht sich um einen im wahrsten Sinne des Wortes lebenswichtigen Streit zwischen dem Außenseiter Pierre Anthon und allen anderen Kindern einer fiktiven dänischen Kleinstadt: Pierre Anthon behauptet, dass es nichts im Leben gibt, das tatsächlich irgendeine Bedeutung hat. Die anderen Kinder sind erst belustigt, dann verwirrt und dann schockiert von der radikalen These. Aber sie wollen Pierre Anthon zeigen, dass er Unrecht hat. Sie sammeln Dinge mit Bedeutung und türmen sie zu einem Berg der Bedeutung auf. Doch so einfach ist es nicht, das Nichts aus der Welt zu schaffen.
Der gemeinsame Akt der Bedeutungsanhäufung wird sehr schnell zu einem Ventil für angestaute Ängste, Aggressionen, Traumata. Jeder, der sein Allerliebstes auf den Haufen legt, verlangt von dem Kind, das als nächstes an der Reihe ist, ein noch viel größeres Opfer. Die Eskalationsschraube beginnt sich zu drehen. Am Ende muss Pierre Anthon für alles bezahlen. Er stirbt unschuldig.
Damit all das nicht untergeht in dem Versuch es realistisch zu spielen und dann unter Umständen sogar ins Gegenteil kippt, wird mit Bühnenbild, Requisiten, der Aufteilung von Rollen auf mehrere Schauspieler und den Einsatz zweier Erzählerinnen der Parabelcharakter des Stücks unterstrichen.
Die Schauspieler können diesem Gedanken-Theater offensichtlich gut folgen – und so kann es der Zuschauer auch. Ein bedrückender Abend mit ungewöhnlichem, aber starken Schülertheater.