Ein Stück von der Wahrheit

„Es ist wichtig, dass jeder die Wahrheit kennt!“ So kommentiert eine der Achtklässlerinnen die Infomationsveranstaltung der Caritas zum Thema Flüchtlinge. „Gut, dass man sich hier seine eigene Meinung bilden kann. Ich habe nun ein anderes Bild über Flüchtlinge.“
Das war die zentrale Erkenntnis einer Informationsveranstaltung der Caritas, die am 30. September für Schülerinnen und Schüler der achten Klassen in unserer Schule stattfand. Hier fand also richtige Aufklärungsarbeit statt. Wie geschah das? Um in das Thema zu starten, schaute man sich zwei Kurzfilme über das Thema Flüchtlinge an. In einem wurden einige Daten und Fakten zum Thema vermittelt, im anderen wurden persönliche Geschichten von gleichaltrigen Flüchtlingskindern erzählt. Das ging den Schülerinnen und Schülern sichtbar an die Nieren.
Dabei wurden auch Vorurteile abgebaut. Nur zwei Beispiele: Flüchtlinge seien teuer, wird immer behauptet. Das ist natürlich Einschätzungssache, Fakt ist aber, dass die Kosten für alle Asylantragsteller 3/1000 des Deutschen Bundeshaushalts betragen. Außerdem wird immer wieder kolportiert, dass Flüchtlinge Geld haben und gar keine Unterstützung benötigen, denn sie können sich Handys leisten. Man muss allerdings bemerken, dass das Handy das wichtigste Hilfsmittel für die Flucht ist, um sich über Fluchtrouten und Gefahren zu informieren, mit der Familie in Kontakt zu bleiben; außerdem hatten die Flüchtlinge in ihrer Heimat oft einen guten Job, ihre Handys stammen aus dieser Zeit.

Im Anschluss an die beiden informationsreichen Filme konnte man aus verschieden Angeboten wählen: An Diskussionstischen mit verschieden Statements konnte gemeinsam diskutiert werden. (z.B. „Ich habe nichts mit Menschen zu tun, die flüchten müssen.“). Außerdem gab es einen Raum, in dem die Schüler mit den Vertretern der Caritas über Flüchtlinge sprechen konnten. Frau Hassam, die in ihrer Jugend selbst geflüchtet war, engagiert sich heute bei der Caritas. Eine Schülerin wollte von ihr wissen, ob alle Flüchtlinge Asyl bekommen? Frau Hassam wusste, dass Syrer seit Neuem nur eine Kurzaufenthalt-Genehmigung erhalten, sie müssen zurück, sobald der Krieg zu Ende ist. Nur Flüchtlinge, die gezielt von ihrer Regierung verfolgt werden, bekommen Asyl. Auch Menschen, die vor Terrorguppen wie dem IS flüchten, haben offiziell kein Recht auf Asyl. „Und wie hilft da die Caritas?“, will eine Schülerin wissen. Die Caritas hilft bei Behördengängen, wenn Flüchtlinge kaum Deutsch sprechen, sie hilft bei Krankenhausbesuchen, bei der Suche nach Wohnungen, bei der Anmeldung von Kindern an der Schule usw. „Was ist mit Kindern in unserem Alter?“, will jemand wissen. „Oft flüchten Kinder im Alter von 15-17 Jahren allein. Wenn sie in Deutschland ankommen, haben sie eigentlich das Recht darauf, ihre Familie nachzuholen, die deutschen Behörde sind jedoch so überfordert, dass es Jahre dauert, bis die Anträge bearbeitet werden. Bis dahin werden die Jugendlichen oft 18 und somit verfällt ihr Recht auf Familienzusammenführung“, erklärt Frau Hassam.
Daneben gab es verschiedene Simulations-Spiele, im Laufe derer man die Lebensumstände eines Flüchtlings besser nachzuvollziehen lernte. Zu Beginn bekam man Pässe aus Eritrea, Afghanistan, Mali usw. Danach bekam man verschiedene Informationen, mit deren Hilfe man sich seine eigene Fluchtroute suchen musste; in dem Pass sollte man seine Flucht dokumentieren. Hierbei erfuhren die Schüler auch die Gründe, warum Menschen flüchten. In Eritrea herrscht beispielsweise unbegrenzte Wehrpflicht.
Zum Schluss appellierten die Caritas Mitarbeiter an die Schüler, ihr Wissen an andere weiterzugeben, damit Vorurteile abgebaut werden.
[Miriam Salhi, Endrita Pllana]