20 Jahre Erinnern an die Reichspogromnacht |

Zum 20. Mal fand am 9. November, dem Jahrestag der Reichspogromnacht, in der evangelischen Kirche in Quettingen die jährliche Gedenkfeier statt. In diesem Jahr stand die tragische Geschichte von Herrn Mikhaylo Shukhman im Mittelpunkt. Zusammen mit Schülerinnen aus der Q1 und Q2 unter Leitung von Herrn Büsch, die die verschiedenen Infotexte und Interviewfragen zusammengestellt hatten, entstand ein gelungener Gedenkabend mit zahlreichen Gästen.
Nach einer Begrüßung von Pfarrer Ferdinand Hackländer und der Lesung eines kurzen Infotextes über „Stetl“, gab es einen ersten Interviewblock mit Fragen zu Herrn Shukhmans Kindheit und seinen Großeltern. Er berichtete davon, dass er seine Großeltern nie persönlich kennengelernt hat, sondern sie nur aus Erzählungen kannte. Als er von ihrer Ermordung erfuhr, war er erst 8 Jahre alt.
Die erschütternden Erzählungen von Herrn Shukhman wurden durch Einlagen des Klezmer-Ensembles der städtischen Musikschule unterbrochen: Die Lieder wie z.B. Huljet Huljet; Yisrolik; Makh tsu di Eygelekh; Blessing Nigun; Yerushalayim shel zahav und Donna Donna. stammen alle aus der Heimat von Herrn Shukhman. Zwei Lieder, die auf Russisch gesungen wurden, begeisterten das Publikum und auch Herrn Shukhman, der spontan und mit großer Leidenschaft mitsang. Außerdem gab es weitere Kurzinformationen, die dem Publikum historische Kontexte, z.B. zum Landstrich Transnistrien und die ungarische Besatzung nahe brachten. Sie halfen den Zuhörern, die Schilderungen von Herrn Shukhman in den geographischen und historischen Kontext einzubetten.

Herr Shukhman selbst spricht gutes Deutsch, da er in den Neunzigern aus Russland nach Deutschland gezogen ist. Warum er als Jude nach Deutschland gezogen ist, kann man, nachdem was ihm und seiner Familie widerfahren ist, kaum verstehen. Im zweiten Weltkrieg verlor er fast alles. Große Teile seiner Familie wurden von Deutschen ermordet. Er selbst wurde als kleiner Junge mit der ganzen Familie in ein Ghetto deportiert. Zum Glück konnte er entkommen. Von seiner erstaunlichen Geschichte, wie er aus dem Ghetto unter einem Zaun durchgekrabbelt ist, und damit außerhalb des Ghettos überlebenswichtige Dinge erbeuten konnte, wie ein Stück Kohle, hat er natürlich auch erzählt. Trotzdem ist er mit seiner Familie nach Deutschland gezogen. Obwohl er gut Deutsch spricht, war es ihm lieber die Fragen auf Russisch zu beantworten, die Herr Büsch für alle ins Deutsche übersetzte.
Er erzählte auch ausführlich, wie in dem Ghetto Shmerikas, indem er gefangen gehalten wurde, der Alltag aussah. Zu dieser Zeit war es sehr kalt in der Ukraine und die Juden im Ghetto hatten keine warme Kleidung und keine Heizung. Herrn Shukhman’s größter Wunsch zu dieser Zeit waren richtige Schuhe, da er nur Leinentücher besaß, in die er seine Füße einwickelte. Den meisten Gästen fiel es schwer, sich in seine Situation zu versetzen und sich ein Leben unter diesen Bedingungen vorzustellen, wie eine Frage von Herrn Shukhman in das Publikum zeigte.
Diesen Abend, der exemplarich ein Schicksal im Holocaust vermittelte, hat das Landrat-Lucas-Gymnasium in bewährter Kooperation mit der evangelischen Kirche und der Städtischen Musikschule durchgeführt. In diesem Jahr konnte als Partner die Jüdische Gemeinde Leverkusen, vertreten durch den Verein "Davidstern", gewonnen werden.
[Schüler-Onlineredaktion: Katharina Hanako Rabe]
Manon Neuss: Rettung

Ich sehe den Tod
Die Früchte, die keiner pflückt
Unser Leben bedroht
Menschen werden verrückt
- weil Krieg ist
Mir ist kalt, die ganze Zeit
Furchtbar - so ist das Leben
Ich teile dieses Leid
Und nur Brot kann ich geben
- um Hoffnung zu schenken
Wo ist denn unsere Schuld?
Ich habe kein Verbrechen begangen
Morden scheint beinahe Kult
Und ich bin hier gefangen
- in einer Welt voll Dunkelheit
Doch die Sonne geht auf
Ich kann etwas sehen
Die Welt nimmt wieder ihren Lauf
Und wir müssen verstehen;
- dass es immer Menschen gibt, die eine gute Seele haben